11.04.12 22:01
Sagt man "se vedlegg" oder "se vedlegget" in einer mail oder einem Brief? Danke schøn

11.04.12 22:06, Mestermann no
Beides geht, aber "se vedlegg" ist wohl üblicher.

11.04.12 22:12
Danke, Mestermann.

11.04.12 22:13
...und wie spricht man es eigentlich aus? Wie "ved" [ve:] und "legg" [legg]? Oder vi [veddlegg]? Letzteres oder?

11.04.12 22:55, Mestermann no
Vé:-legg. Mit Tonem 2, Druck auf der ersten Silbe.

11.04.12 23:10
Takk takk.

13.04.12 12:33
Mange av oss har da vitterlig med en liten d mellom ve og legg.

Akel (N)

13.04.12 17:07
Im elektronischen Wörterbuch "lexin" wird die ungebeugte Form (bzw. der unbestimmte Plural) "vedlegg" so vorgesprochen, wie Akel es beschreibt, also mit einem zwar weichen, aber relativ deutlich hörbaren "d" zwischen "ve" und "legg" [ve:dleg]. Bei sämtlichen anderen gebeugten Formen (vedlegget, vedleggene, vedlegga) bleibt das "d" hingegen stumm. Gibt es hierfür eine Erklärung oder vielleicht sogar eine Regel?

Es ist ja nicht so, daß ich die Herausforderung nicht liebe, und ich habe auch nichts dagegen, bestimmte Dinge einfach zu lernen, aber ich finde es schon ein wenig verwirrend, daß z. B. das "d" in "gode" stumm bleibt, während es in "røde" wieder zu hören ist. Und wieso ist es nur bei "tida" und "sida" stumm, aber bei allen anderen Formen von "tid" und "side" zu hören?

Viele Grüße
Birgit

14.04.12 03:28, Mestermann no
Liebe Birgit und kjære Akel, natürlich wird "vedlegg" oder auch "vedlegget", "vedleggene" oft mit hörbarem (jedoch
weichem) D ausgesprochen (ich spreche es selbst manchmal so aus), nur, mein Ausgangspunkt war hier die Vorlage
des Fragestellers.

Es ist übrigens nicht immer so, dass das D in "gode" stumm bleibt, viele werden es hörbar aussprechen. Umgekehrt
findet man auch, dass das D in "røde" manchmal stumm ist, wie auch das D in "tid" und "side". Es hängt wohl jeweils
von der geographischen und gesellschaftlichen Lage ab (Dialekt und Soziolekt).

Nur in Feminina bestimmter Form (wie "tida" und "sida") bleibt das D (auf Bokmå) immer stumm. Hier ist das D
beinahe mit einem J-Laut ersetzt, was z.B. für Ostnorwegisch typisch wäre: "Ti-ja", "si-ja". Es wird quasi ein
Diphthong daraus, und da würde ein D nicht so gut einpassen (Es ist übrigens auch Usus in vielen anderen Dialekten,
nicht nur in Ost-Norwegen).

Würde man sie mit hörbarem D aussprechen ("ti-da", "si-da"), hat man hörbar die Grenze zu einigen ganz
spezifischen, (überwiegend westnorwegischen) Dialekten überschritten, und diese Merkmale sind so deutlich, dass
man es wohl instinktiv meidet. Wie immer: Usus ist König. Aber wie man sieht: Ein in vielen Hinsichten sehr
schwankender König, nur in letztem Falle nicht.

14.04.12 04:58
Lieber Mestermann,

herzlichen Dank für Deine (wie immer) sehr ausführliche und hilfreiche Antwort.

Also ist es so, wie ich befürchtet habe: Außer bei den bestimmten Feminina (auf Bokmål) ist alles gleichermaßen richtig oder falsch. Da ich bei meinen Norwegischkenntnissen zumindest zur Zeit auch weder mit einem Dia- noch einem Soziolekt dienen kann, bedeutet das in letzter Konsequenz, daß ich mich, ähnlich wie bei der Frage "hankjønn" versus "hunkjønn", bewußt für oder gegen eine Version entscheiden muß. Wie Du siehst, empfinde ich diese Wahl"freiheit" eher als "Qual der Wahl". Das gilt umso mehr, wenn ich bedenke, was ein Muttersprachler im Zweifel alles aus der Tatsache erschließt, an welcher Stelle ich ein "d" ausspreche oder auch nicht oder ob und ggf. wie häufig ich eine bestimmte Substantivendung verwende, usw. Da kann ich nur darauf hoffen, daß mir als Ausländerin, die sich immer noch eher am Beginn ihrer Reise zur norwegischen Sprache befindet, nicht nur eine Wahl-, sondern auch eine gewisse Narrenfreiheit zugestanden wird, selbst wenn der Begriff "narrefrihet" wohl nicht jedem Norweger geläufig ist. :-)

Herzliche Grüße
Birgit

PS: Ich frage mich immer wieder, wieso ein orthographisch so herausforderndes Wort wie "rauh" bei der Rechtschreibreform sein "h" verloren hat, während Wörter wie "Diphthong", "Rhythmus" oder "oktroyieren" auch nicht um nur ein Iota vereinfacht wurden. Aber das sei nur am Rande bemerkt...

14.04.12 14:13, Mestermann no
Naja, auch die Aussprache von Hochdeutsch variiert, sozial und geographisch. Man spricht es anders aus in München
als in Hamburg (und benutzt teilweise andere Wörter) ohne dass das eine "richtiger" ist als das andere, denn auch
wenn es eine Standardsprache gibt, heisst es noch lange nicht, dass sie ohne Variationen ist. Auch als
Deutschlernender steht man solchen Variationen gegenüber, und wird von ihnen geprägt. Ob Standard English mit
Aussprache Edinburgh oder Oxford ausgesprochen wird, ist ja egal für die Korrektheit, wie auch Bokmål mit
Aussprache Bergen oder Oslo immerhin Bokmål ist. Je nach Gelegenheit spricht man in allen diesen
Standardsprachen die Wörter manchmal deutlicher und formeller, manchmal mehr informell und von Slang geprägt,
aus. Man stuft damit sozusagen seine Aussage sozial und stilistisch ein.

Aber, zugegeben, Norwegisch Bokmål bietet mit seiner grossen Wahlfreiheit auch zwischen Formen - wie zw.
Maskulinum und Femininum - auf besondere, zusätzliche Schwierigkeiten für den Lernenden, aber im Prinzip handelt
es vom selben Phänomen: Die stilistische und soziale Einstufung der Aussage. Solche Subtilitäten lernt man in allen
Sprachen eigentlich erst allmählich, durch ein aufmerksames Lauschen und Ausprobieren im sozialen Umfeld. Von
einer Fremdsprachigen kann man natürlich nicht erwarten, dass sie alle solche Nuancen beherrschen wird - auch
nach langzeitigem Lernen nicht 100%.

15.04.12 12:24, Geissler de
Wie Mestermann völlig richtig anmerkt, sieht auch der Deutschlerner sich vor eine Reihe
von Entscheidungen gestellt: Zungenspitzen- oder Rachen-R? "Sieben" mit stimmhaftem oder
stimmlosem s? Richtich oder richtig? Ch-ina, Kina oder Schina?

Nebenbemerkung, an Birgit gerichtet: Wie kannst Du nur so ketzerische Fragen stellen?
Weißt Du denn nicht, daß die RSR alles viel konsequenter und logischer geworden ist?
Deswegen schreiben wir jetzt auch "zä" und "ro" ... hoppla. Nein, der Wegfall des "h"
kommt sicher vom etymologischen Prinzip, denn "rau" bedeutet "haarig" und ist mit
"Rauchwaren" (Pelze) verwandt ... Moment -- wie jetzt?

16.04.12 09:15
ah ... Allerleirauh ... jetzt verstehe ich den Namen!

16.04.12 15:19
@Geissler

:-))

Herzliche Grüße
Birgit

PS: In welchem Teil Deutschlands spricht man "sieben" denn mit stimmlosem "s" aus?

17.04.12 11:37, Geissler de
Zum stimmlosen S: In ganz Österreich, in der Schweiz sowie im gesamten süddeutschen Raum.
Wo genau die Grenze verläuft kann ich nicht sagen. Bayern und Baden-Württemberg dürften
noch in ihrer Gänze südlich davon verlaufen, laut der Karte im DTV-Atlas "Deutsche
Sprache" (14. Auflage, 2004) auch noch das Saarland, Teile von Rheinland-Pfalz und Hessen.
Die Karte hat aber schon einige Jahre auf dem Buckel, was man auch daran sieht, daß nur
alte Bundesländer enthalten sind.
Ob sich unter Einfluß des RTL-Deutschen die Grenze nach Süden verschoben hat, kann ich
nicht sagen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich an der Hokkaido-Universität in Sapporo
einmal ein Sprachlehrer gebeten hat, für eine Aufnahme die Zahlen von eins bis zehn
einzusprechen, und baß erstaunt war, als er keine stimmhaften Laute zu hören bekam.

17.04.12 12:05, Geissler de
Corrigenda:
Wo genau die Grenze verläuft, kann ...
südlich davon liegen