17.08.11 16:59
en nordmann - derdie Norwegerin.
Wenn man aber sonst im Bokmål explizit die weiblichen Formen benutzt, wie sagt man dann? Ei nordmann?

17.08.11 17:42, Mestermann no
Nein, nur "en nordmann" (weil -mann), vgl. auch "landsmann".

18.08.11 01:13, Mestermann no
Es ist übrigens dasselbe für andere Nationalitätsbezeichnungen: En svenske, en franskmann, en brite, en danske.
Auch in Berufsbezeichnungen oder anderen Personenbezeichnungen: en doktor, en professor, en lærer, en forfatter,
en snekker, en sjåfør, en forbryter, en dust, en idiot, en minister, en servitør - egal ob diese Person Mann oder Frau
ist, bleibt man bei en.

In älterer oder mehr konservativer Sprache - und auch häufig noch mündlich - findet man einige wenige, festen
Bezeichnungen mit geschlechtsspezifischen Endungen: "Lærerinne", "skuespillerinne", "kunstnerinne", "svindlerske",
"morderske", "servitrise" - ferner "russerinne", "amerikanerinne" u.a. (und diese können mit en oder ei
bezeichnen). Aber nie "nordmanninne", "idiotinne", "snekkerinne"," "ministerinne", "doktorinne".

Die offiziellen Bezeichnungen sind sowieso die männlichen, mit en

18.08.11 08:40
Die Bischöfin heißt auch biskop. Aber die Bischofsfrau heißt bispinne.
Oddy

18.08.11 10:38, Jørg li
Sprachglückliches Norwegen! Hier hingegen muß es z. B. — amtsverordnet „gegendert“ (welch schönes Verbum!) —
heißen: „Die ProfessorInnen haben ihre MitarbeiterInnen angewiesen, alle StudentInnen zu informieren, wann sie sich als
TeilnehmerInnen an der Klausur im Vorlesungssaal einzufinden haben.“ Soweit schriftlich! Mündlich wird das dann so
gelesen: „Die Professorinnen und Professoren haben ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewiesen, alle
Studentinnen und Studenten zu informieren, wann sie sich als Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Klausur im
Vorlesungssaal einzufinden haben.“ — Mag sich jeder dazu denken, was er mag!

18.08.11 11:22
Haha.Aber gelegentlich könnte man sich auch auf Norwegisch die " inne-Endung "
zurückwünschen. Manchmal müssen wir " kvinnelig " voranstellen.
Die Köchin können wir noch " kokke " nennen ( nicht kokkinne )- und " kokkedame " ist
die lustige Version.Kommen wir zur Mehrzahl gibt es doch keinen Unterschied mehr:
Kokker/kokkene.
Banause ist keine Berufsbezeichnung, aber gibt es auch Banausinnen und nicht nur
Banausen in Deutschland ? ( hehe )

Oddy

18.08.11 11:42, Jørg li
Da setzt die amtliche Regel der sogenannten „positiven Diskriminierung“ ein, aus der abzuleiten ist, daß Frauen keine
für sie nachteiligen Bezeichnungen erhalten dürfen. Demnach gibt es in Deutschland und Österreich z. B. keine
„Dummköpfinnen“, sondern nur „Dummköpfe“.

18.08.11 12:01
Aber "Banausin" wird durchaus verwendet (würde ich sagen).

18.08.11 12:24
Idiotin gibt's auch wie auch Dackelin.
Haldackel gibt's auch viele aber keine Halbdackelinnen
( wegen dem Schutzparagraph - vermute ich )
Oddy

18.08.11 12:28
Banausin hört man durchaus, ebenso Blödfrau, wobei das oft eher scherzhaft ist.

Dass man nicht "Dummköpfin" sagt, ist glaube ich eher sprachlich als "politisch" begründet - der Kopf bezeichnet keinen Menschen (nur einen Teil davon) und ist daher nicht mit Personenbezeichnungen zu vergleichen. "Dummköpfin" klingt schlicht falsch.

18.08.11 14:14, Jørg li
Ja doch, — mein zweiter Beitrag ist scherzhafter Art. Im Ernst aber: „Idiotin“ z. B. kann, muß aber nicht verwendet
werden. Z. B. wird schwerlich jemand sagen: „Bei der Demonstration liefen leider viele Idioten und Idiotinnen mit“, es sei
denn, daß er den Frauen speziell eins auswischen will — im Unterschied zu meinem ersten Beispiel, dem eine amtliche
Vorschrift
unterliegt.

18.08.11 16:30
Ach, Jørg...
Wenn ich von ei dame und ei jente rede, aber von en nordmann und trotzdem nur eine (einzelne) Norwegerin meine, dann muss ich nicht sonderlich geschlechterkampforientiert sein, um das seltsam zu finden.

Die bösen Leute, denen wir diese fiesen Regelungen zur "Genderung" zu verdanken haben, würden übrigens auch "PolizistInnen" und "FaschistInnen" sagen - negative Bezeichnungen werden also auch hier "gegendert".

Und wo wir schon dabei sind: Es lässt sich auch die Binnenmajuskel aussprechen. ;)

18.08.11 21:35, Geissler de
Ich werde es wohl nicht mehr erleben, daß alle kapieren, daß Genus und Sexus zwei
verschiedene Dinge sind.
Die Norwegerinnen scheint es jedenfalls nicht zu stören, daß sie immer in einem Wort mit
ihren männlichen Landsleuten genannt werden. Ganz im Gegenteil, eine norwegische Ärztin
fände es ausgesprochen merkwürdig, wenn zusammen mit ihrer Berufsbezeichnung immer auch
ihr Geschlecht genannt würde. Wer das macht, scheint ja zu denken, zwischen männlichen und
weiblichen Ärzten bestehe ein grundlegender Unterschied.

Jørg hat recht. Man hört laufend von Bürgerinnen und Bürgern, Wählerinnen und Wählern,
Genossinnen und Genossen, Lehrerinnen und Lehrern etc. (unser Münchner Oberbürgermeister
Ude ist dafür notorisch), aber wann hat jemals einer Petra Roth von "Mörderinnen und
Mördern" oder "Steuerhinterzieherinnen und Steuerhinterziehern" sprechen gehört?

Und wie die unsägliche BinnenMajuskel (die natürlich auch durch keinerlei Rechtschreibnorm
gedeckt ist) ausgesprochen wird, das hätte ich doch zu gern gehört.

Im übrigen verweise ich immer wieder gern auf einen Aufsatz einer klugen und gelehrten
Frau, der Doktrix Dagmar Lorenz:
http://www.ulrichdevries.de/frauensprache.html

19.08.11 17:43
Die Binnenmajuskel ist ganz einfach auszusprechen, indem man je nach Bedarf das R vokalisiert und den Glottalstopp einfügt.

Dass man Petra Roth nicht von Mörderinnen und Mördern reden hört, spricht mehr gegen Frau Roth als gegen das zugrundeliegende Anliegen.

Im Grunde stimme ich ja Geissler zu, dass Genus und Sexus zwei verschiedene paar Schuhe sind. Nur eine Frage sei mir erlaubt: Wieviele Männer, glaubst Du, möchten gerne als Hausfrau bezeichnet werden? Oder als Krankenschwester? Wieso wurden dafür extra männliche Bezeichnungen eingeführt? Die deutsche Sprache hat nunmal neben dem Kanzler auch die Kanzlerin, ob man das nun mag oder nicht.

20.08.11 21:18, Jørg li
Schaut man über den Tellerrand der eigenen Sprache hinaus, erweitert das die Perspektive. Englisch: man = Mann, aber
auch als Sammelbezeichnung: Mensch. Ich bin der Meinung, daß Frauen auch Menschen sind.

Für mich sind Berufsbezeichnungen beide Geschlechter einschließende Sammelbezeichnungen. Bäcker sind Männer und
Frauen, ebenso Tischler (Schreiner), Lehrer, Installateure usw. Ist es eine Zusammensetzung mit -mann, -schwester
oder dgl., ist also in eine Bezeichnung der „Sexus“ eingeflossen, dann mag eine entsprechende Adaption vorgenommen
werden. Für alles sollte ein gesundes Maß gelten, damit man nicht in Lächerlichkeit oder neurotisch anmutende
Zwanghaftigkeit gleitet.