29.04.19 14:05
Stichwörter: aus welchem Grunde, warum, weshalb, weswegen, wieso, wozu
Wieso, weshalb, warum, wozu, weswegen, aus welchem Grunde?

Dies ist keine Frage im eigentlichen Sinne, sondern eine Ergänzung zu einem 10 Jahre alten Faden,
heute so aktuell wie damals:
Ein Ausländer fragte nach den Unterschieden zwischen warum, weshalb, weswegen, wieso, aus welchem
Grunde ... - Die Antwort der meisten Deutschen lautete: egal!

Das kann ich als Hüter der deutschen Sprache nicht so stehen lassen ;-) und fordere hiermit zur
Diskussion auf.
(Vielleicht liege ich ja falsch.) Ich gehe den Ausdrücken gern auf den Grund, auch wenn das im
Alltag niemand mehr beachtet. Mit einfach
dahingeworfenen Antworten wird man den verunsicherten Fragestellern nicht gerecht. Zum Thema: Ich
kopiere hier die beste Antwort ein und ergänze rechts meinen Senf:

Zum einen gibt es stilistische Unterschiede.

  • warum - neutral --> Grundform, fragt nach dem Grund (oder der Ursache)
  • weshalb - leicht gehoben --> "Für was?", fragt u.a. nach dem Zweck (oder den Nutzen)
  • weswegen - gehoben --> "Für wen?", fragt nach dem Nutznieser oder Verursacher
  • wieso - leicht umgangssprachlich --> Komposition aus wie und so, fragt nach der Art und Weise (Verbindung zwischen Ursache und Folge) [!]Nicht verwechseln mit Neusprech: "Wie jetzt?" - Das bedeutet: Ich konnte nicht folgen, weil ich auf mein Handy gestarrt habe.[!]



Alle Fragewörter fordern eine Begründung ein. Im Allgemeinen wird man mit jeder Variante verstanden,
aber man redet möglicherweise aneinander vorbei und muss ggf. nachhaken

30.04.19 14:17, Geissler de
Ich kann dir in einigen Punkten nicht zustimmen.

Bei der stilistischen Einordnung gehe ich konform, die ist aber nicht von dir, wenn ich dein
Posting korrekt interpretiere.

Ich frage mich vor allem, wie du auf die Unterscheidung von weshalb und weswegen kommst, nach
der dieses "für wen?" frage, jenes aber "für was?". Das Interrogativpronomen "wes(sen)" fragt
gleichermaßen nach Personen und Dingen, deine Unterscheidung erscheint mir vollkommen arbiträr.
Darüber hinaus fragt weswegen eben gerade nicht nach dem Nutznießer, denn die Präposition wegen
gibt den Grund und nicht den Zweck oder Nutznießer an. Dasselbe gilt für halber, das in weshalb
verkürzt auftritt.

Was in deiner Aufzählung fehlt (aber komischerweise bei den Stichwörtern vertreten ist), ist
wozu. Dieses Wort fällt nun allerdings aus der Reihe, denn es fragt tatsächlich nach dem Zweck
und nicht dem Grund.

30.04.19 15:46, HerrDeWorde de
Mannomann, "arbiträr" musste ich erst mal nachschlagen. Gehts auch weniger abgehoben, z.B. mit
"willkürlich"? Nicht jeder hat Germanistik studiert.

Was das Stilistische angeht, erscheint vielleicht Ursache und Wirkung vertauscht. Ich meine, weil
gehobene, intellektuellere Personen sich präziser ausgedrückt haben, hält man nach einiger Zeit das
Pronomen für gehobener. Wir erleben das ständig mit echtem und künstlichen Bürokratendeutsch.

Die Zuordnungen habe ich meiner Lebenswelt entnommen und mit passenden Antworten abgeglichen. Gerade
bei "halber" fragt man doch nach einer Sache und nicht nach einer Person. Der Duden meint:
drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass einer Sache Genüge getan wird ...
Bsp.: sicherheitshalber ...
Sache, nicht Person.
Bei "weswegen" bin ich von "meinetwegen" und "deinetwegen" auf eine Person gekommen. Es hieß
vielleicht mal "wemwegen" und wurde dialektral vernuschelt? Okay, diese Spekulation geht wohl zu
weit. Aber man fragt sich schon, warum es überhaupt Unterschiede gibt. Und sucht zunächst nach
naheliegenden Antworten.

wozu war in der Vorlage auch nicht vorhanden, ebenso wenig wofür. (Es gibt sogar noch eine alte
Wendung für zu was.) Das sind die Synonyme, die bei Wiktionary auftauchen. Weitere Hilfe ist dort
nicht zu erwarten. Auch nicht bei canoo oder anderen Online-Quellen. Für einen Tipp wäre ich
dankbar. Man braucht wohl ein Althochdeutsch-Wörterbuch mit Herkunftserklärungen. Ich hatte mir
einiges runtergeladen, aber diese Sprache ist dann wieder ZU alt.

- wozu fragt mMn ursprünglich nach Ort und Zugehörigkeit. Wozu gehört der Schlüssel?,
niederdeutsch Wo gehört der Schlüssel zu?. Freilich
hat es einen Bedeutungswandel gegeben. Aber schauen wir mal, was der Duden meint (nur die
interrogative Bedeutung):
WOZU: Zu welchem Zweck, Ziel? Zu welcher Sache?
WOFÜR: Für welche Sache?
WESWEGEN: Weshalb?
WESHALB: Aus welchem Grund?
WARUM: Aus welchem Grund?
WIESO: Aus welchem Grund?

Begründet wird leider nichts, aber vielleicht kann man aufgrund der Autorität des Dudens diese
Konkretisierungen ins Wörterbuch aufnehmen?

PS: Wie bekomme auch ich Namen und Flagge in den Balken über die Wortmeldung?

30.04.19 15:53, HerrDeWorde de
PPS: Das PS hat sich erledigt. Der Server scheint immer nur eine Änderung anzunehmen.
Gestern kam nichts, ich wurde sogar automatisch ausgeloggt,
heute kam erst nur der Name ... nun ist gut.

30.04.19 22:01, Wowi
Ad arbiträr:
finde ich, auch ohne Germanistikstudium, nicht so ungewöhnlich. Gibt es übrigens auch in der
norwegischen Ausführung “arbitrær“.

Ad weswegen/wemwegen (vernuschelt):
Isländisch hat äquivalent (sorry, meine natürlich “entsprechend“) “hvers vegna“. Also eher nicht
dialek(r)tal vernuschelt.

Heinzelnisse bildet …

01.05.19 14:23, Geissler de
Ich habe auch nicht Germanistik studiert ;-)

Tut mir leid, wenn ich mich unverständlich ausgedrückt habe. Ich versuche gewöhnlich, etwas
seltenere Fachwörter zu erläutern, wenn ich sie verwende; das hier ist mir durchgerutscht.

Ich bin aber immer noch nicht deiner Meinung, was die Verbindungen mit -wegen und -halb(en)
betrifft. Du verweist auf sicherheitshalber als Beleg dafür, dass es um Dinge geht. Es existeren
aber auch die Wörter meinethalb(en), deinethalb(en), seinethalb(en), ihrethalb(en) usw.
Dadurch wird deutlich, dass hier kein semantischer (bedeutungsbezogener) Unterschied zu -wegen
besteht. Freilich sind die Zusammensetzungen mit -halb(en) zum großen Teil als veraltend
anzusehen, aber eben nicht in der Frageform weshalb. Bis zum Ende das 18. Jahrhunderts war
übrigens die Form weshalben vorherrschend.

Was Ursache und Wirkung der stilistischen Höhe betrifft, ist das eigentlich egal, solange wir uns
einig sind, dass weshalb und weswegen tendenziell mehr in den schriftlichen Bereich gehören.

Es hieß übrigens nie *wemwegen, da die Präpositopn wegen schon immer den Genitiv erfordert
hat. Wes ist die alte Genitivform des Interrogativpronomens wer, die heute gewöhnlich wessen
heißt; die alte Form ist noch in festen Wendungen wie "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'"
erhalten.

Wenn wir uns nun die Liste ansehen, die du aus dem Duden kompiliert hast, dann gibt sie mir ja
völlig recht. Für weshalb, warum und wieso gibt der Duden eine identische Bedeutung an, und
bei weswegen verweist er auf weshalb. Also sieht auch der Duden keinerlei
Bedeutungsunterschied.

Zu guter Letzt: Dass der Duden zu wozu und wofür keine Bedeutung angibt, hat den einfachen
Grund, dass diese beiden Wörter regelmäßige Ableitungen von Präpositionen sind. Vgl. womit,
wogegen, wodurch, worauf, worum, wovon, worin etc.

02.05.19 11:41, HerrDeWorde de
Ja, das mit "meinethalben" usw. klingt überzeugend, wenn es wirklich dem Sprachgebrauch entspringt.
Das Volk, dem man aufs Maul schauen soll, wirft auch viel durcheinander. (z.B. zeitgleich und
gleichzeitig). In meiner Region sagt man lieber "meinetwegen". Aber sei's drum: Der Hinweis auf eine
Sache und das Beispiel "sicherheitshalber" (und andere) entstammt dem Duden.