30.08.16 19:46
Hallo, gibt es eine norwegische Entsprechung fuer 'auch Kleinvieh macht Mist'? Wahrscheinlich nicht oder?
Danke

30.08.16 21:14
smuler er også brød

30.08.16 21:34
Mange bekker små gjør en stor å.
Oddy

30.08.16 21:35
und auch: mange bekker små gjør en stor å

31.08.16 03:39
Da sieht man, wie kompakt Norwegisch ist: schlägt Französisch 1 : 3
å
eau
(und wen das interessiert: nicht nur gleiche Aussprache, sondern auch gleiche indoeuropäische Wurzel)

31.08.16 20:15, Geissler de
Richtig, *əkʷā im (rekonstruieren) Proto-Indoeuropäischen. Davon auch die norw. øy und
unsere Aue.

01.09.16 01:09
Wieder einmal ein sehr interessanter Hinweis von dir, Geissler.

Wie rekonstruiert man eigentlich nicht mehr existierende Sprachen, von
denen es auch keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt? Und inwieweit
unterscheidet sich das von dir genannte proto-indoeuropäische Wort von lat.
"aqua"?

Viele Grüße nach Bayern
Birgit

01.09.16 08:50
Storm P ( ? ) :
" En million her og en million der, alt bliver dog til penge ".

01.09.16 12:29
("En multe her og en multe der, snart blir du multimillionær ....")

01.09.16 12:34, Geissler de
Deine zweite Frage zuerst, Birgit: Nicht besonders. Ich finde es immer wieder
erstaunlich, wie stabil sich einige der indogermanischen Wörter gehalten haben.
Zwischen dem angenommenen Proto-Indoeuropäischen (PIE) und dem klassischen Latein
liegen ja auch schon 4000 Jahre.

Die Rekonstruktion ist natürlich keine exakte Wissenschaft, und sie hat viele
Entwicklungsstadien hinter sich. Als die ersten Sprachwissenschaftler Anfang des 19.
Jahrhunderts feststellten, dass Sanskrit, Griechisch, Latein, die germanischen
Sprachen und noch einige andere urverwandt sind stellten sie natürlich auch eine
gewisse Regelhaftigkeit bei den Unterschieden zwischen den Sprachen fest. Wenn das
Germanische regelmäßig ein h hat, wo die meisten anderen einen k-laut haben (Hund,
lat. canis, agr. kýon), liegt z. B. nahe, dass da ursprünglich ein k war.

Wenn du mal sehen willst, wie sich die Rekonstruktion über die Jahrzehnte verändert
hat, google nach der "Indoeuropäischen Fabel".

Das Schöne ist, dass man manchmal Sprachen findet, an denen man die Gültigkeit seiner
Hypothesen überprüfen und ggf. korrigieren kann. So z. B. bei der Entzifferung des
Hethitischen und der Entdeckung des Tocharischen, beides erst im 20. Jh. geschehen.

Eine andere Quelle sind sehr frühe Lehnwörter in anderen Sprachen. Ein bekanntes
Beispiel ist das finnische kuningas, das den Lautstand des Protogermanischen
*kuningaZ erhalten hat, aus dem sich später konungr, king, konge und König
entwickelt hat.

Ein sehr gut zu lesendes Buch über das Indogermanische hat der Schwede Ola Wikander
geschrieben, es trägt den Titel "Ett träd med vida grenar: de indoeuropeiska språkens
historia".

01.09.16 14:37
Ah, sehr spannend! Ich habe deine Beiträge in letzter Zeit wirklich ein
bisschen vermisst...

Gibt es Wikanders Buch auch in einer deutschen oder wenigstens englischen
Übersetzung? Du weißt doch, dass ich kein Schwedisch spreche. Zwar könnte
ich danach auch einmal selbst googeln, aber vielleicht weißt du das ja
zufällig. ;-)

Nochmals herzliche Grüße
Birgit

01.09.16 15:14, Geissler de
Danke für die Blumen! :-)

Mir ist keine Übersetzung bekannt. Aber du kannst doch Norwegisch, dann kannst du im
Prinzip auch Schwedisch lesen. Das eine oder andere Wort musst du sicher
nachschlagen,
aber dann geht's immer besser.
Ich habe selbst nie auch nur eine Stunde Schwedisch gelernt, und ich kann alle nur
ermutigen, sich die skandinavische Sprachverwandtschaft zunutze zu machen. Im Prinzip
ist es ja so: Man lernt eine skandinavische Sprache und bekommt zwei andere quasi
umsonst dazu!

01.09.16 20:44
Na ja, einfache schwedische Texte verstehe ich schon so einigermaßen, aber
ich fürchte, zum Verständnis eines sprachwissenschaftlichen Sachbuchs wird
es nicht reichen. Trotzdem noch einmal vielen Dank für deine stets
fundierten und hilfreichen Antworten.

Schöne Grüße nach Bayern
Birgit