07.03.11 11:46
God dag,
Neulich hab ich einige Texte von Kaizers Orchestra durchgelesen (weil ich ja das Gesungene ohne weiteres schwer oder gar nicht verstehe) und hab gemerkt, dass das 1pp Pronomen (im Nominativ) "me" ist, nicht "vi", was ich erwartet hätte. Ich weiß, dass dieses Pronmen in manchen germanischen Sprachen bzw. Dialekten mit "m" anfängt (wie z.B. im Letzeburgeschen), obwohl es meistens mit "v" oder "w" beginnt. Was ich eigentlich wissen möchte, ist, wie weit ist dieses Phänomen (also 1pp Pronomen mit "m" statt "v") in Norwegen und (falls jemand das weiß) den anderen skandinavischen Ländern verbreitet. Ich weiß, dass das Isländische und bokmål Formen mit "v" am Anfang haben, eigentlich auch nynorsk laut der Grammatik, die ich im Netz gefunden hab. Ich nehme an also, dass es sich hier um Dialekte handelt. Wäre dankbar, wenn jemand was davon weiß. Vielen Dank im Voraus.
Wilhelm

07.03.11 12:20
Da hast du recht. Es ist dialektisch.
" Me ha vøri !" Vi har vært. In Gudbrandsdalen fängt man sågar mit " oss " an (uns )
Oss ha vøri. Auf Plattisch " vi " ( Vi schnackt Platt ) In Schwaben : " Mer schwätzad
Schwäbisch." In Trøndelag vi.
Me auf Dänisch kann ich mir gar nicht vorstellen und höchst wahrscheinlich auch nich auf Schwedisch.

Oddy

07.03.11 15:25
Soweit ich weiß, darf man in Nynorsk auch 'me' schreiben.

07.03.11 16:50
Der Ursprung dieser Veränderung von w/v zu m ist in den deutschen und norwegischen Dialekten der gleiche. Das nach dem Verb (mit der Endung -n) stehende wir wurde zu mir assimiliert, und diese Form haben dann manche Dialekte auch in anderen Stellungen übernommen.

08.03.11 12:52, Geissler de
Ah, das ist interessant, das habe ich noch nicht gewusst.

Im Bairischen ist es genauso wie von dir beschrieben: "gehen wir" heisst "gemma". Interessanterweise bleibt das nachgestellte Personalpronomen (mit abgeschwächtem oder verschwundenem Vokal) oft auch erhalten, wenn es eigentlich davor steht, es wird also verdoppelt:
Mia gemma (wir gehen wir)
Es gehts (ihr geht ihr)
De gengand (Sie gehen sie)

08.03.11 15:21
Geissler.
Kannst du die zwei letzten näher erklären.
Es gehts ( Schw. ihr gangad )
De gengand ( Se gangad )
Oddy

08.03.11 21:36, Geissler de
Gerne.
Für "Es gehts" muss ich etwas weiter ausholen: Das Germanische hatte ursprünglich drei Numera: Singular, Dual und Plural. Im Bairischen hat sich für das Personalpronomen 2. Person Pl. die Form "es" (Objektsforn "eng/enk") durchgesetzt, die eigentlich eine Dualform war, also die Anrede an genau zwei Menschen.
Dazu kommt, dass jedes Personalpronomen im Bairischen eine betonte (Vollform) und eine unbetonte, reduzierte Form hat, die an andere Wörter (Verben, aber auch Konjunktionen) angehängt wird.
Diese unbetonte Form wird nun gerne an das Verb angehängt, auch wenn die Vollform an anderer Stwelle im Satz steht. Das ist nicht immer notwendig, kommt aber oft vor:

Mia ham(ma) heid koa Glick ned. (Wir haben heute kein Glück.)
Es miasts des ned macha. (Ihr müsst das nicht machen; hier geht es nicht ohne das angehängte s)

09.03.11 11:28
Danke Geissler.
Jetzt ist es mir " a bisserl " verständlicher geworden ( mit dieser Dualform im Plural ).
Mer hent also heid Glick kett, duad mer in Egelse ( Eglosheim ) g'sait.
Oddy