19.04.09 19:45, Jenny
Stichwörter: Genre, Genretheorie, Genre-Theorie, Sjangerlære
was ist ein "Sjangerlære" ?
takk

19.04.09 19:53
20.04.09 01:52
Es ist auf Norwegisch immer noch ziemlich üblich, "sjanger" in der ursprünglichen Form "genre" zu schreiben, aber
"sjanger" ist wohl inzwischen die meist verbreitete und korrekte Form.

Bis ich 18 war, konnte ich "sjanger" und "genre" gar nicht mit einander verknüpfen, wegen dem so unterschiedlichen
Wortbild, sondern dachte, dass seien zwei verschiedene Wörter für denselben Begriff.

Ich sprach also "genre" als gen-re aus - und "sjanger" eben als sjanger.

Erst als ich mit 18 ein Radiointerview mit einer alten, ehrwürdigen Schriftstellerin machte, ist mir die Blamage
(blamasje) eindeutig klar geworden. "Hva er det nu De sitter der og sier, unge mann? Gen-re? Hva i helvede
mener De med dét? Det skulle vel ikke være sjanger De mener?"

Akk ja. Peinlicher, aber lehrreicher Augenblick. Seitdem schreibe (und sage) ich sjanger!

20.04.09 12:27
Hihi, schöne Geschichte.

Auf Deutsch benutzen wir übrigens eine Aussprache, die näher am Französischen ist.
Etwa: schãre ("sch" stimmhaft, "ã" nasal, "e" als Schwa).

20.04.09 15:14, Geissler de
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es so aus, daß weder stimmhaftes sch noch Nasale zum Standard-Lautinventar der meisten Deutschen gehören und die Aussprache daher zum stimmlosen "schangre" mutiert.
Ich selbst spreche einen Dialekt (Westmittelbairisch), der nasale Vokale besitzt, dafür gar keine stimmhaften Frikative. Daraus resultiert dann ein furchtbarer sprachlicher Bastard ...

21.04.09 22:19, Ines7 de
@Geissler: Jetzt muss ich doch mal nachfragen, nur aus Neugier. Sagt man im Westmittelbairischen "Fasser" und
"farum" statt "Wasser" und "warum"? Und wo spricht man Westmittelbairisch? Interessiert mich wirklich!

22.04.09 01:53
Wohl wahrscheinlich in Westmittelbayern...? :=)

22.04.09 08:19
Und was trägt der Schreiber von so neunmalklugen Antworten hier bei?

22.04.09 13:18, Geissler de
Westmittelbairisch grenzt ungefähr an der Donau ans Nordbairische, am Lech ans Schwäbische (ein alemannischer Dialekt), am Nordrand der Alpen ans Südbairische (z. B. Tirolerisch, Steirisch). Die Grenze zum Ostmittelbairischen verläuft durch Oberösterreich und Salzburg (Land). Im Wesentlichen enspricht es also dem, was gemeinhin als "bayerischer Dialekt" bezeichnet wird (bei dem niemand an Wien oder Bozen denkt).

Bei uns wird das "w" als stimmloser bilabialer Frikativ realisiert.

Und zur Frage von 08:19: Mehr jedenfalls als dieser Frager, möchte ich meinen.
Bei der Aussprache von Fremdwörtern, gerade französischen, bestehen innerhalb Deutschlands erhebliche Unterschiede. Es kann einem Deutschlerner nicht schaden, mit diesen Abweichungen von einer standardisierten Aussprache konfrontiert zu werden. Sonst versteht er möglicherweise nicht, daß mit "Fanille" und "Wanilje" dasselbe gemeint ist.

22.04.09 21:34, Ines7 de
Vielen Dank für die ausführliche Info! Die deutsche Dialektlandschaft ist faszinierend und ich finde es beneidenswert,
wenn man einen Dialekt richtig beherrscht. Zumal manche Dialekte sehr stark vom Hochdeutschen abweichen und
mitunter wunderbare eigene Wörter haben. (Wer denkt z.B. bei "Määhamber" gleich an ein Schaf? Einzigartiges Wort aus
einem kleinen Örtchen in Unterfranken.)