12.06.17 18:35
Hei zusammen,

ich hätte einmal eine Frage an die Fraktion der Germanisten, Philologen, Grammatiker und Syntaktiker hier auf dem Board. Nachfolgende Satzbauten sind aus meiner Sicht allesamt korrektes Deutsch:

1) Ich bin mir der sehr unterschiedlichen Ausgangslagen in den Staaten dieser Welt durchaus bewusst, denke aber dennoch, dass die Regierungen grundsätzlich aller Länder willens sind, eine weitere Klimaerwärmung zu abzuwenden.

2) Ich bin mir der sehr unterschiedlichen Ausgangslagen in den Staaten dieser Welt durchaus bewusst, denke aber dennoch, die Regierungen grundsätzlich aller Länder sind willens, eine weitere Klimaerwärmung abzuwenden.

3) Ich bin mir der sehr unterschiedlichen Ausgangslagen in den Staaten dieser Welt durchaus bewusst, denke aber dennoch, in grundsätzlich allen Ländern sind die Regierungen willens, eine weitere Klimaerwärmung abzuwenden.

Was mich etwas umtreibt, ist der konstruktive Unterschied zwischen 3) und 2):

Warum kommt es bei 3) im Verhältnis zu 2) zu einer anderen Abfolge von Subjekt und Prädikat? Auf welche allgemeinere Regel lässt sich dies zurückführen? Oder ist etwa gar die Satzstellung in 3) nur umgangssprachlich erlaubt, formalsprachlich aber im Grunde falsch? Wer kann dazu etwas sagen / schreiben?

Vielen Dank schon einmal im Voraus für Euere Tipps in dieser Frage og en hyggelig kveld.

13.06.17 10:13
Es liegt daran, dass in 2) die Länder als Beifügung zum Satzgegenstand stehen, in 3) jedoch als
Umstandsbestimmung des Ortes mit dem Zeitwort verbunden sind. Das verlangt unterschiedliche Anordnung der
Satzglieder.

13.06.17 10:23
D. h. die Beifügung ist kein selbständiges Satzglied, sondern Teil des Satzgegenstandes. Daher ist in beiden
Beispielen die Regel gewahrt, dass in einem Hauptsatz die Satzaussage an zweiter Stelle steht. (Ich verwende
die deutschen Bezeichungen, weil die die deutsche Grammatik besser beschreiben als die lateinischen.)

14.06.17 07:31
Super! Lieben Dank für die Antwort. Ehrlicherweise sagen mir die deutschen Termini nichts. Allerdings würden wohl in der Tat auch die lateinischen Termini hier nicht weiterhelfen, weil es sich sich um Spezifika des deutschen Satzbaus handelt.

Wichtig ist ja vor allem schon einmal die Erkenntnis, dass es sich sowohl bei 2) als auch 3) jeweils um Hauptsätze handelt, die jeweils so auch für sich allein stehen könnten.

Schon die Tatsache, dass man Hauptsätze überhaupt so ohne weiteres (ohne Konjunktion, auch keine Aufzählung) aneinanderreihen kann, ist ja nicht unbedingt selbstverständlich. Welche Regeln sind dabei denn eigentlich zu beachten? Nicht immer erscheint mir eine solche Anneinanderreihung idiomatisch. Wie wäre etwa dieser Satz zu beurteilen:

Es stellt sich heraus, viele Leute in Frankreich möchten Deutsch lernen.

Grammatikalisch geht das wohl. Aber ist es nicht schon an der Grenze des idiomatisch Ungebräuchlichen?

"Es stellte sich dann heraus, er war gar nicht der Täter."

Mich beschleicht bei einem solchen Satz ein leichtes Unbehagen. Zu Unrecht?

15.06.17 15:01
Jeg ønsker å knytte noen kommentarer til problemstillingen din, og vil ta utgangspunkt i følgende setning.

Es stellt sich heraus, 1) dass viele Leute in Frankreich Deutsch lernen möchten.

Subjunksjonen dass innleder leddsetningen. Rekkefølgen av leddene er subjekt-direkte objekt – verbal, S-O-V. Med henvisning til leddsetninger kan vi si at tysk er et SOV-språk. Subjunksjonen dass står i K-posisjon (Klammerposition).

Vi sløyfer så subjunksjonen og setter det finitte verbalet möchten i K-posisjonen. Foran K-posisjonen plasserer vi subjektet Viele Leute in Frankreich.

Es stellt sich heraus, 2) viele Leute in Frankreich möchten Deutsch lernen.
Da har vi en hovedsetning i form av en utsagnssetning. Subjektet står på førsteplass foran det finitte verbalet på andre plass. Tysk er et et V2-språk., dvs at i hovedsetninger står det finitte verbet på andre plass.

Et adverbial, f.eks heutzutage, kan plasseres foran det finitte verbalet i hovedsetninger. Subjektet viele Leute in Frankreich vil da rykke inn på plassen etter det finitte verbalet fordi tysk er et V2 språk.

Es stellt sich heraus, 3) heutzutage möchten viele Leute in Frankreich Deutsch lernen.

I hovedsetninger med adverbial (eller objekt) på førtesteplass, står subjektet etter det finitte verbalet,som står på andreplass.

16.06.17 01:18
Hei 15:01,

Mange takk for den språkvitenskapelige forklaringen din! Som tysker som setter ordene i rad og rekke helt automatisk krever den jo litt for mye av meg for å kunne følge helt. Noen slags "k-posisjon" vet en tysker som vanlig ingenting om.

Men det som plaget meg mest var egentlig ikke så mye selve ordstillingen for seg selv men heller spørsmålet om en faktisk kunne tilkoble to hovedsetninger på denne måten - helt uten subjunksjon. Jeg tviler fremdeles litt på om dette er gjengse tysk. Er ikke dette heller en engelsk konstruksjonsmåte? Og hva er egentlig med norsk her?

1a) It turned out that he wasn't the perpetrator =
1b) It turned out, he wasn't the perpetrator

2a) Det viste seg at han ikke var gjerningsmannen
2b) Det viste seg, han var ikke gjerningsmannen.

3a) Es zeigte sich, dass er nicht der Täter war =
3b) Es zeigte sich, er war nicht der Täter.

Mens det er ingen tvil om at 1b) er godt engelsk og kanskje sågar mer gjengse enn 1a), så spørs det jo i mine ører om også 2b) hhv 3b) er god norsk hhv god tysk.

En sånn tilkobling ville jeg sansynligvis på tysk bare brukt i indirekte Rede:

4) Er sagte, er sei nicht der Täter.

Andererseits kunne jeg tenkt meg en setning som denne:

Du siehst, meine Fragestellung berührt weniger die Satzstellung als solche, sondern vielmehr die Frage nach der Zulässigkeit oder Gebräuchlichkeit des subjunktionslosen Anschlusses eines Hauptsatzes an einen anderen Hauptsatz.

Antakelig er altså også 2b og 3c) rett.

God natt - wo auch immer...