27.02.17 17:26, Aunekris
Hallo Forum

Sind beide diese Sätze korrekt und wenn sie sind, welchen würdet ihr als Muttersprachler
schreiben und sagen?: "Du hast ein Leben, auf das du stolz sein kannst" und "Du hast ein
Leben, worauf du stolz sein kannst"?

Kristoffer

27.02.17 17:43
Der erste ist korrekt, der zweite umgangssprachlich, für mich aber auch akzeptabel, wenn es nicht auf geschliffenes Deutsch ankommt.

27.02.17 20:13
Das würde ich genauso sehen.

Nur "Du" würde ich noch groß schreiben. Aber vielleicht muss man das nach neuer Rechtschreibung auch nicht mehr.

(Eine andere Frage mag sein, ob man auf das "Haben" eines Leben "stolz" sein kann / "darf". Aber das ist ja keine grammatikalische Frage. Alternativen wären vielleicht: "Du hast eine Lebensführung, auf die Du stolz sein hast." Oder vielleicht noch: "Du führst ein Leben, auf das Du stolz sein kannst." Das sind aber vermutlich schon übertriebene Feinsinnigkeiten und auch nur aus dem Kontext des Satzes zu beantworten.)

27.02.17 20:21
Nein!!! Nach heutiger Rechtschreibung wird du, dir, dich, dein KLEIN geschrieben!!!

27.02.17 20:40, Geissler de
Es gibt keinen Grund zu schreien, besonders wenn man nicht recht hat.
1. Auch nach alter Rechtschreibung wurden „du“, „dich“ etc. nur in der direkten Anrede, also
beispielsweise in Briefen, groß geschrieben.

2. Nach neuer Rechtschreibung kann man es sich aussuchen, die Duden-Empfehlung lautet
allerdings, „Du“ bei der Anrede groß zu schreiben.

27.02.17 21:18
Hier zur weiteren Detaillierung der von Geissler bereits gegebenen Erläuterung:

http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/gross-oder-kleinschreibung-von-...

Im Grunde bedeutet das wohl:

Will man es sich leicht machen und sicher gehen, dass man keinen Fehler macht, schreibt man die Pronomina der zweiten Person konsequent klein.

Will man dagegen ein schönes Deutsch schreiben, kehrt sich diese Regel in das genaue Gegenteil um.

Zwar ist es tatsächlich so, dass die Pronomina der zweiten Person "nur noch" bei der direkten und persönlichen Anrede großgeschrieben werden sollen.

Das dürfte aber der Normalfall des Gebrauchs dieser Pronomina sein.

Ich habe erst sehr darüber nachgrübeln müssen, wann denn "Du" etwas anderes sein kann als eine direkte und persönliche Anrede.

Anhand der Beispiele des Duden konnte ich es nachvollziehen. Aber das scheinen mir doch eher sehr ungewöhnliche Konstellationen. Wer außer einem Schriftsteller gebraucht das "Du" schon in der direkten Rede? Und wer - außer einem Werbetexter oder einem Lehrer - wendet sich mit einem "du" an den unpersönlichen Leser einer Werbeannonce oder einen minderjährigen Prüfling?

Über die im Duden genannten Beispiele hinaus gibt es noch eine andere Konstellation, in der das Du klein geschrieben werden muss. Nämlich, wenn es als "man" verwendet wird: "Plötzlich bist du arm und du merkst, deine vermeintlichen Freunde sind alle weg." Das ist aber ein derart schlechtes Deutsch, dass es zu Recht gar nicht erst im Duden thematisiert wird.

Also auch das eine recht komplexe Regel.

Ich bleibe persönlich bei der Großschreibung, weil sich in dem großgeschriebenen "Du" eine besondere Aufmerksamkeit dem Angesprochenen gegenüber ausdrückt, deren Verlust ich bedauern würde. Ich empfinde es schon fast als etwas abschätzig, "du" klein zu schreiben.

Kristoffer muss nun also prüfen, ob er den Satz in eine direkte Rede einbauen wollte ("Er sagte: 'Du hast ein Leben, auf das du...'") oder direkt verwenden wollte ("Du hast ein Leben, auf das Du...") ;-).

Oder er schreibt es klein, weil es kleingeschrieben auch im zweiten Fall nicht dezidiert falsch wäre, sondern nur ein Bruch mit der Empfehlung des Duden.

28.02.17 10:06, Aunekris no
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Ich wusste gar nicht, dass es diese Regel
gibt. Den Satz habe ich erfunden, weil ich einfach wissen wollte, ob ein Prominaladverb
hier in Ordnung wäre. Jetzt muss ich aber mehr über diese Regel lesen.

28.02.17 11:53
Lesen zB hier:
http://www.dietz-und-daf.de/GD_DkfA/Gramminfo/txt_MI2/Relsatz%20was%20info.pdf

Da steht, passend zu deinem Beispiel und Bestätigung der ersten Antwort:

Wenn das Bezugswort ein neutrales Nomen ist, das keine Person bezeichnet, wird
vorzugsweise das Schema Präposition + das verwendet. In der Umgangssprache
kommt auch wo(r)+Präposition vor.
Sie kaufte das Buch, über das (umgangssprachlich: worüber) alle redeten.

28.02.17 12:43, Aunekris no
Vielen Dank für den Link, er hat vieles aufgeklärt.

01.03.17 15:46
Zurück zum OP: Der zweite Satz (mit worauf) kann in der Tat nur in der Umgangssprache das gleiche bedeuten wie der erste. Eigentlich bedeutet der zweite Satz nämlich: "Du hast ein Leben, und aufgrund dieser Tatsache kannst du stolz sein." d.h. "worauf" kann sich sowohl auf "Leben" als auch "du hast ein Leben" beziehen :)